Was können wir von indigenen Völkern lernen?

Das Philosophische Radio: Jürgen Wiebicke im Gespräch mit Andreas Weber

 

Durch den Klimawandel und das Artensterben steckt die Menschheit in einer existenziellen Krise. Diese Krise ist auch eine des Denkens, sagt der Philosoph und Biologe Andreas Weber. Mögliche Lösungen findet er bei indigenen Denk- und Lebensformen. Lassen sich hier Ideen für die Zukunft schöpfen?

 

"Wir haben ein Naturproblem. Wir sollten daher von den Menschen lernen, die keines hatten. Und wir haben ein Verteilungsproblem. Wir sollten uns etwas von denen abschauen, die alles verteilen", argumentiert Andreas Weber. Er bezieht sich auf indigene Kulturen, die seit Jahrtausenden im ökologischen Gleichklang mit der Natur leben – und schlägt vor, das wieder zu entdecken, was er deren "Indigenialität" nennt: Eine Idee der Verbundenheit, die den Menschen mit seinem Denken und Handeln als Teil der Natur betrachtet, dessen Leben ins große Ganze eingebettet ist.

 

"Indigenialität heißt, sich als aktiven Teil eines sinnvollen Ganzen zu verstehen und so zu handeln, dass die eigene Lebensqualität die dieses Ganzen steigert. Indigenialität heißt, die Welt nicht länger in unauflösbaren Gegensätzen zu denken und an deren Widersprüchen zu verzweifeln", argumentiert Andreas Weber. Hier spielt er auf das abendländische Denken an, das immense Wirkungen hatte und unsere Gegenwart grundiert; insbesondere mit dem Gegensatz zwischen "Natur" und "Kultur". Etwas zugespitzt, stellt sich die Frage, ob sich diese Art des Denkens mit der großen ökologischen Krise möglicherweise überholt hat. Ist es Teil der Lösung oder Teil des Problems?

 

 

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Literaturhinweis: Andreas Weber: Indigenialität. Verlag Matthes & Seitz, 2024